„In Tüten natürlich!“
Mein FSJ im AWO Kinder- und Elternzentrum Burbach
Hi, ich bin Leonie und studiere Lehramt an der Uni Saarbrücken. Ich habe mich während meines Studiums für eine FSJ-Auszeit entschieden. In einer für mich schwierigen Phase bedeutete dies mehr Freiheit, mehr „sich-selbst-Zeit geben“ und definitiv weniger Stress. Ich habe im Kinder- und Elternzentrum Burbach (KIEZ) und an der offenen Ganztagsgrundschule Weyersberg mit Kindern im Alter von 6 bis 10 Jahren gearbeitet. Saarbrücken-Burbach wird oft mit dem Begriff „sozialer Brennpunkt“ in Verbindung gebracht.
Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich nie richtig verstanden, was (Kinder-)Armut wirklich für die Betroffenen bedeutet. Meine Schlüsselerlebnis diesbezüglich ist die Geschichte von zwei ganz tollen Mädels, die nach einem Umzug in eine Sozialwohnung, einen „neuen“ Schrank bekommen hatten. Ich hatte bis dahin noch nie erlebt, dass sich jemand so sehr über einen Second-Hand-Schrank freut. Im Laufe der Unterhaltung fragte ich sie, wo sie ihre Kleider denn vorher aufbewahrt hatten, da mir das Ganze etwas komisch vorkam. „In Tüten natürlich!“ antwortete sie. Da wurde mir klar, wie wenig ich bisher von Armut verstanden hatte.
Mein FSJ hat mich so vieles gelehrt. Ich hatte im KIEZ die Freiheit, sehr eigenständig und kreativ mit den Kindern arbeiten zu dürfen. Ich konnte ausprobieren, worin ich gut oder schlecht bin, was Kinder mögen und wodurch sie am besten lernen. All das hätte ich in meinem Studium so nie erfahren können. Aber allem voran hat mich mein FSJ noch einmal neu erkennen lassen, wie glücklich ich mich schätzen kann. Ich musste nicht in Armut aufwachsen, durfte meinen Hobbies nachgehen und hatte immer saubere Kleider. Auch hatte ich immer genug zu essen.
Ich kann dir also nur empfehlen ein FSJ zu machen, egal ob du gerade deine Schule beendet hast, ob du studierst oder schon arbeitest. Mich haben das FSJ und die tollen Seminare persönlich sehr weitergebracht, mir neue Motivation für mein Studium gegeben und mich dankbar gemacht für das, was ich bisher in meinem Leben hatte. Und auch für die vielen tollen Menschen, die ich dadurch kennenlernen durfte.